Meine Erinnerungen an ausgewählte Häuser und Geschäfte in der Königstraße in meiner Kindheit – von Gustav Wohlenberg (1905-1992)
Gustav Wohlenberg wurde am 23. Mai 1905 in Elmshorn geboren. Er arbeitete als selbstständiger Malermeister in dritter Generation. Der Handwerksbetrieb befand sich in der Rosenstraße 5.
Gustav Wohlenberg und seine Ehefrau Grete (geb. Mohr) waren geschichtsinteressiert und engagierten sich als aktive
Mitglieder in der Vereinigung für Familienkunde. In diesem Rahmen hielten sie zahlreiche Vorträge.
Anlässlich der Goldenen Hochzeit von Anne und Otto Kelting im Jahr 1972, trug Gustav Wohlenberg seine Kindheitserinnerungen an ausgewählte Häuser und Geschäfte in der Königstraße vor.
„Wenn man vom Bahnhof die Königstraße herunterging, kam auf der rechten Seite das stattliche Gebäude von Holsten, der Holsteinische Hof. Hier gingen die jungen Elmshorner gern hin zum Wochenende, um bei Live-Musik zu tanzen. Hinter dem Holsteinischen Hof war ein kleiner hübscher Park. Vor Holsten war ein freier Platz, an dessen rechten Seite der Juwelier und Goldschmied Köhnke seinen Laden hatte. Hier kauften fast alle ihre Trauringe. Das ist heute [1972] alles Bahnhofsvorplatz.
Bei Köhnke ging die Holstenstraße ab und gegenüber eine kurze Straße, die wir alle nur die Stummelstraße nannten. Sie war an der Krückau zu Ende – die Brücke [im Zuge der neu angelegten Berliner Straße] wurde erst in den zwanziger Jahren gebaut.”
“An der Kreuzung Königstraße/Stummelstraße stand die ehrwürdige Kreditbank. Daneben, wo jetzt [1972] Blumen-Krause sein Geschäft hat, war das Textilfachgeschäft von John Ely, ein sehr freundlicher, geschäftstüchtiger Inhaber, der eine große Kundschaft – vor allem auch aus der ländlichen Umgebung – hatte.”
“Dort, wo jetzt [1972] die Sparkasse ist, stand das Hotel Stadt Hamburg. Der repräsentative Eingang des Hotels war von einem tüchtigen Architekten für die Sparkasse übernommen worden. In dem Geschäft von Schuhkay [1972] war schon in meiner Kindheit ein Schuhgeschäft, nämlich das von Busch und Edding. Dann kam die Gastwirtschaft Wöbke, die ein Schild hatte mit der Aufschrift Ausspann, was bedeutete, dass man hier die Pferde und das Fuhrwerk unterstellen konnte.
In dem langen schmalen Haus daneben war das erste Kino in Elmshorn. Die Leinwand befand sich an der Wand zur Königstraße und wer zu spät kam, musste vor der Flimmerwand längs laufen. Erst später wurde das Apollo im hinteren Teil des Grundstücks gebaut.
Nach dem Kino kam ein Geschäft, das vor allem mit Pelzen, Hüten und Strümpfen handelte; es wurde später von Münzmaier übernommen.
Auf der anderen Seite der Königstraße lag an der Ecke Königstraße/Holstenstraße das Café Schrader mit marmorisierten Säulen, das auf dem Dach mit einem großen schmiedeeisernen Gitter auf die Konditorei hinwies.”
“Nach dem nächsten Haus kam das stattliche Haus, in dessen linker Seite die Apotheke war und auf dessen rechter Seite der Rechtsanwalt Harder sein Büro hatte – heute [1972] Zigarren-Kurth. In dem nächsten Haus, einem kleinen Haus, hatte unser Zahnarzt Mordhorst seine Praxis. Diese verlegte er später in ein höheres Stockwerk der Kreditbank, wo helle freundliche Räume zur Verfügung standen. Später hat Dr. Lütje seine Praxis übernommen, diese aber nach Kaltenweide verlegt.
Es folgte die Buchhandlung Groth, die im letzten Krieg ausgebombt worden ist sowie die Bäckerei und Konditorei Koch. Ein schmaler Gang führte zum Park Probstenfeld – dies ist heute [1972] die Ladenstraße. An der anderen Seite der Ladenstraße an der Königstraße lag der Zigarren-Laden von Rieken, heute [1972] Geber. Auf dem Hinterhof hatte der Schuster Buck seine Werkstatt. Es folgte der Grünhöker Lohmann und dann Musik-Hell. Wenn man hier etwas kaufen wollte, musste man durch den ganzen langen Laden hindurchgehen, denn erst am Ende stand die Tonbank, der Tresen.
Nach Schlapkohl kam eine kleine Kate, die auch ausgebombt worden ist. Dort hat später Möbel-Günther seinen Laden aufgebaut.
Auf der anderen Seite der Königstraße lag das ehrwürdige Gebäude der Post. Wenn man Pakete holen oder abgeben wollte, musste man über den Hof, auf dem eine gewaltige Kastanie stand, gehen. Im Inneren der Post lief man auf eine ganze Wand von Postfächern zu und links waren die Postschalter, an denen den ganzen Tag Betrieb herrschte.”
“Nach der Post kam der [Schlachter-]Laden von Emanuel Schmidt und dort, wo jetzt [1972] Tangermann ist, war der erste Laden von Münzmaier. Hier waren die beiden Schwestern Stockfleth die Seele des Geschäfts.
Auf der anderen Seite der Königstraße lag der ursprüngliche Mühlenbetrieb von Mahnke-Mohr. Der Malerbetrieb von Wohlenberg hat für diese Mühle, aber auch für die vielen anderen Mühlenbetriebe die Wagen gestrichen – insgesamt etwa 60 Wagen pro Jahr – für jeweils 28 Reichsmark – und auseinandergebaut werden mussten die Wagen auch noch vor dem Streichen.
Nun nähern wir uns der Kirche. Wohl die markantesten Geschäfte waren Kaiser’s-Kaffee-Geschäft auf der rechten Seite und an der Ecke zum Vormstegen – von vielen früher Austraße genannt – das Modegeschäft Homan & Heyck, früher Wernecke, und jetzt [1972] Müller-Wipperfurth [heute Bäckerei Junge].
Nicht mehr zur Königstraße gehörend – aber dennoch ein würdiger Abschluss, war das ehrwürdige Gebäude der Westbank auf der anderen Seite von Vormstegen [heute Damm/Ecke Alter Markt], das sich über viele Jahrzehnte nicht verändert hat.“