Früher Textilgeschäft, heute Bäckerei
Auch „Homann & Heyck“, ein zweigeschossiges Kaufhaus, das von 1912 bis 1967 im Eckhaus zwischen Königstraße und Damm Bekleidung und Wohntextilien anbot, war ein echtes Familienunternehmen. Geprägt war die Firmengeschichte von privaten und geschäftlichen Verbindungen zweier Familien.
Von den Gebrüdern Meyn (Kolonialwaren) kauften Georg und Adolf Wernecke im Jahr 1892 das bebaute, zwischen Königstraße und Damm gelegene Grundstück. 1893 rissen sie das alte Gebäude ab, um einen repräsentativen Neubau für ein Fachgeschäft mit „Confection & Modewaren“ zu errichten. Neben Textilien für Damen und Herren hatten die Gebrüder Wernecke auch Aussteuerartikel, d. h. Weißwaren wie Handtücher, Bett-Tücher und Tischdecken, sowie Kurzwaren im Sortiment. Über dem Türsturz des Eckhauses prangte der Firmenname „Gebrüder Wernecke“.
Als sich die Gebrüder Wernecke im Jahr 1912 zur Ruhe setzten, übernahm Heinrich Homann, ein ehemaliger Angestellter, den Laden zusammen mit Emil Heyck und beide führten das Ladengeschäft unter gemeinsamen Namen.
1928 stieg Emil Heyck aus „Homann & Heyck Modewaren“ aus und Heinrich Homann führte das Geschäft bis zu seinem Tod 1931 alleine weiter. Sein 1904 geborener Sohn Johann Peter Homann heiratete 1929 die jüngste Wernecke-Tochter Annemarie, die Miteigentümerin des Hauses war. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Johann Peter „Homann & Heyck“ als alleiniger Geschäftsführer und führte den Laden bis zur Schließung im November 1967. Homann hatte zwar Nachkommen, diese wollten jedoch allesamt andere Karrierewege verfolgen und das Geschäft nicht übernehmen.
Filialketten in der Königstraße
Anfang des Jahres 1968 eröffnete in der Königstraße 63 der Mönchengladbacher Textil- und Herrenhosenfabrikant Alfons Müller-Wipperfürth ein Fachgeschäft für Herrenmode. Nicht nur im Bereich Textilien, auch in anderen Branchen drängten verstärkt ab den 1970er Jahren Großhandelsunternehmen auf den Markt. Zu jener Zeit hatten sich in der Königstraße längst Filialen größerer Handelsunternehmen niedergelassen, die mit preisgünstigen Angeboten den inhabergeführten Geschäften in den Innenstädten Konkurrenz machten.
Beispielhaft für diese Entwicklung ist die Errichtung einer Filiale des Schuhgroßhandelsunternehmens „Deichmann“ in der Königstraße 63 am 22.3.1978. Im Sommer 2013 zog „Deichmann“ schließlich in eine neue Filiale am Alten Markt 6 um.
Die daran anschließende umfassende Renovierung des Eckhauses Königstraße 63, die den Charakter des historischen Baus hervorragend zur Geltung bringt, beauftragte der Hauseigentümer Prof. Dr. Klaus Pannen. Als Nachfolger Deichmanns bezog die Lübecker Traditionsbäckerei Junge mit einer Filiale die Ladenfläche des Hauses. Werbewirksam wurden die Umbaumaßnahmen zum Geschäft mit Café von der Marketing-Kampagne „Es wird ein Junge!“ begleitet.
Die „Konditorei Junge GmbH“, die 1897 von Lübeck aus mit einer Dampfbäckerei begann, hat mittlerweile über 200 Filialen in Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. In Abgrenzung von den insbesondere in den 2010er Jahren aufkommenden Bäckerei-Ketten für Billig-Brotwaren setzt Junge seit vielen Jahren auf Nachhaltigkeit und Regionalität. So eröffnete Junge 2016 die ersten „Brotretter“-Läden und verkauft nachfüllbare Coffee-To-Go-Becher.