Nach einigen Jahrzehnten, in denen das Auto im Vordergrund verkehrspolitischer Planungen in Elmshorn stand, werden auch im Hinblick auf die Klimakrise heute wieder umweltschonendere Verkehrsmittel wie eben die Eisenbahn propagiert.
In Elmshorn brach das Eisenbahnzeitalter bereits 1844 an. Nur wenige Jahre nachdem die nur 6 km kurze Eisenbahnlinie Nürnberg – Fürth als erste Strecke in Deutschland ihren Betrieb aufnahm, wurde mit der “Christian VIII. Ostseebahn“ Altona per Schiene mit Kiel verbunden. Indirekt konnte hiermit auch der Schiffsverkehr in Nord- und Ostsee erreicht werden.
Die ursprünglichen Planungen sahen vor, dass die Bahntrasse über Barmstedt verlaufen sollte. Besonders der Überzeugungskraft Claus Panjes (der in der Königstraße 58 lebte) ist es zu verdanken, dass trotz der verlängerten Strecke und einiger Mehrkosten die Bahnlinie schließlich über Elmshorn gebaut wurde.
„Elmshorn hat nämlich 87 Schiffe (Schoner, Kuffs, Ewer usw.), wovon einige meistens aus Holland, England und nach dem Mittelländischen Meer fahren, 2 Grönlandfahrer, 2 Ölmühlen,, 3 Salzraffinerien, 3 Käks- und Mehlfabriken, welche jährlich 40.000 bis 70.000 Tonnen Weizen und Hafer, größtenteils aus den nahegelegenen Marschen, verarbeiten und nach Hamburg und Altona verschicken, drei Schiffswerften, auf welchen jährlich 8 bis 10 Schiffe, gebaut werden, 3 Ziegeleien, 2 Kalkbrennereien, eine Sägemühle und 2 bedeutende Holzsägereien, von welchem allem in Barmstedt keine Spur ist.”
Elmshorn, den 26. September 1842, C. Panje (Itzehoer Wochenblatt)
Die Entscheidung wurde aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen gefällt. Elmshorn war im Vergleich zu Barmstedt der größere Ort, wies bereits viele Fabriken auf und verfügte über die schiffbare Krückau. Die Verantwortlichen versprachen sich daher bessere Ertragsaussichten. Dennoch hatten die Befürworter der Bahn, allen voran Claus Panje, kein leichtes Spiel. Es galt, skeptische Geschäftsleute vom Nutzen der Bahn zu überzeugen, die eine Umorientierung ihrer Kundschaft nach Altona und Hamburg befürchteten. Die Bevölkerung hatte außerdem Angst vor Ruhestörung und Brandgefahr durch die Dampflokomotiven. Die Aktienzeichnung verlief zunächst schleppend.
Am 17.5.1843 wurde dann jedoch mit überwältigender Mehrheit der Beschluss gefasst, die Bahn über Elmshorn zu bauen. Am Geburtstag des dänischen Königs, dem 18.9.1844 wurde die “Christian VIII. Ostseebahn” feierlich eingeweiht. Bereits die ersten Jahre zeigten, wie gut das neue Verkehrsmittel angenommen wurde. Der Güterverkehr – und vor allem der Personenverkehr – stiegen immens an. Die Fahrt mit der Eisenbahn war wesentlich schneller, bequemer, günstiger und sicherer als die Fahrt mit dem Pferdewagen auf den damals noch sehr schlechten Straßen.
Im Sommer 1845 wurde die Abzweigung nach Glückstadt fertig gestellt und Elmshorn somit zum Eisenbahnknotenpunkt. Diese Strecke wurde später in Richtung Westerland/Sylt verlängert.
Der Bahnhof lag damals am östlichen Ortsrand. Nach nur einem Jahr Bauzeit waren 1845 ein zweigeschossiges Empfangsgebäude und ein geräumiger Güterschuppen mit Kran fertiggestellt. Nicht fehlen durfte natürlich die Wasserstation, die die Dampflokomotiven mit Wasser versorgte. Als Bahnsteig am Hauptgleis diente ein Holzbohlensteg. Die Bahnanlage komplettierten drei Rangiergleise und eine Drehscheibe, die mit Muskelkraft zu bedienen war, um die Lokomotiven zu wenden. Dazu noch ein aus einem Holzmast mit Querbalken bestehendes Signal. Daran hingen zwei große geflochtene Körbe, die je nach Richtung des sich nahenden Zuges hochgezogen wurden. Statt Schranken gab es in der ersten Zeit lediglich Eisenketten, die nach Bedarf über die Straße gespannt wurden.
Der Eisenbahnbefürworter Panje erbaute neben der Empfangshalle die “Schweizer Halle”, die als Warteraum und Unterkunft für die Reisenden diente und bald unter den Elmshornern ein angesehenes Lokal wurde.
Nach nur zwei Jahrzehnten musste, weil der gesamte Bahnhof zu klein dimensioniert war, bereits neu geplant werden. Der Bahnhof wurde auf die Ostseite, von der Innenstadt aus kommend hinter den Gleisen, verlegt, das alte Bahnhofsgebäude auf der anderen Seite diente nach einem Umbau zur Güterabfertigung. In das alte Empfangsgebäude zog die Post ein.
Der neue Bahnhof wurde im II. Weltkrieg zerstört, an seiner Stelle blieb lange ein Provisorium.
Im Oktober 1964 wurde das Bahnhofsgebäude wieder auf der Innenstadtseite am Holstenplatz, wo es heute noch genutzt wird, in Betrieb genommen. Neben dem Reisezentrum, in dem wochentags bis 18.45 Uhr und samstags bis 13.00 Uhr Auskünfte gegeben und Fahrkarten verkauft werden, ist hier auch die Bahnhofsmission zu finden. Hier finden Reisende und andere Bahnhofsbesucher*innen Hilfe beim Ein- und Aussteigen, aber auch Beratung und Unterstützung bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten und anderen akuten Notsituationen.
Täglich nutzen 15.000 Reisende den Elmshorner Bahnhof, vor allem der Pendelverkehr in Richtung Hamburg spielt eine große Rolle. Er ist der am drittstärksten frequentierte Bahnhof in Schleswig-Holstein und mit seinen vier Gleisen für den Regional- und Fernverkehr viel zu klein dimensioniert. Ab 2021 soll der Elmshorner Bahnhof saniert und erweitert werden.