Sturmfluten in der Königstraße
Wenn heute das Wort „Sturmflut“ in Elmshorn fällt, denken die Meisten wohl an die Hochwasserkatastrophe von 1962. Zum einen ist dieses Ereignis noch sicher im kollektiven Gedächtnis verankert, zum anderen sorgte die Springflut vom 16. auf den 17. Februar für einen besonders schweren Verlauf. Natürlich wurde die Stadt hinter der Krückau aber auch schon vorher überflutet, was für die ansässigen Bewohner und Geschäftsleute der Königstraße häufig verheerende Folgen hatte.
Die Elmshorner Nachrichten berichten, dass im Kriegsjahr 1916 in der Königstraße 40 Keller unter Wasser standen. Aufgrund von eingedrungenem Wasser verdarben in mehreren Geschäften die Waren. Auch gab es große Schäden an den Bürgersteigen und Straßenpflasterung.
Mit dem Ruderboot über den Marktplatz
Die Königstraße und der Marktplatz waren während der Flutkatastrophen häufig Schauplatz eines schadenfrohen Spektakels: Berichten zufolge fuhren sowohl 1926 als auch 1962 und 1965 Jugendliche mit Booten durch die Elmshorner Einkaufstraße und über den Marktplatz. Eine weitere kuriose Situation spielte sich In der Gastwirtschaft von Herrn Heinrich Wöbke in der Königstraße ab. Gäste und Wirt mussten hier auf den Tischen Platz nehmen und sahen neben sich im Wasser die Flaschen der Gastwirtschaft herumtreiben.
Auch am 26. Oktober 1936 gab es wieder eine Sturmflut, deren Auswirkungen auf die Königstraße in folgendem Zitat deutlich beschrieben werden:
„Noch nie wurden derart stinkende Schlammmassen in die Stadt geführt wie gestern. Schon Tage vorher verbreitete die Krückau wieder ihren üblen Geruch, und diese ganze dicke Brühe ergoss sich nun in die Elmshorner Straßen. Was dieser stinkende Schlamm, der sich in den Kellerwohnungen abgelagert hat, für gesundheitliche Schäden verursachen kann, ist noch gar nicht zu übersehen.(…) Die Königstraße war vollständig unter Wasser; einige Ruderboote schaukelten zwischen den Häusern.“
Weiterhin wird berichtet, dass vor den Tresoren in der Sparkasse das Wasser 25 Zentimeter hoch stand.
Eine eindrückliche Schilderung zur Sturmflut von 1965 in der Königstraße gibt Gisela Neels (geborene Boldt) hier: https://koenigstrasse-elmshorn.de/haeuser/koe-59/
Sperrwerk und Landesschutzdeich
Einen Monat nach der erneuten Überschwemmung im Jahr 1965 wird ein Vertrag über die Unterhaltungskosten für den neuen Deich an der Elbe und die Sperrwerke an Krückau und Pinnau zwischen dem Land und den drei beteiligten Deichverbänden geschlossen. Im folgenden Winter beginnen die Vorbereitungen für die Deichbauarbeiten. Zwei Tage nach dem symbolischen Spatenstich zum Verbindungsdeich zwischen Krückau und Pinnau, am 23. Februar 1967, steht Elmshorn wieder unter Wasser.
Am 28. Oktober 1969 gehen dann endlich das Sperrwerk und der Landesschutzdeich in Betrieb.
Bis heute haben diese den Fluten Stand gehalten. Aber wird dies auch so bleiben? Die klimatischen Veränderungen und die daraus resultierenden Extremwetterlagen bringen eine brisante Mischung aus trockenen, versiegelten Böden und heftigen Regenfällen mit sich.
Am Mittwoch, 13. Februar 2020 wurde deutlich, dass die Gefahr eines Hochwasser auch trotz der Vorkehrungen nicht aus der Welt ist. Während des Sturmtiefs liefen die Speicherbecken voll, das Pumpwerk Vormstegen war im Dauereinsatz. Wenn in solchen Situationen das Sperrwerk zur Elbe geschlossen ist, tritt das Wasser im Hafenbereich Elmshorns über.