Christa Seger

Mozartrose an der St. Nikolai-Kirche

Was haben Mozart, ein Abflussrohr, Taufwasser, und eine Strauchrose gemein? Was auf den ersten Blick keinerlei Verbindendes aufzuweisen hat, wird durch eine gute Idee von Christa Seger zu einer außergewöhnlichen „Elmshorner Königstraßen-Geschichte“ zusammengeführt.

Christa Seger übernahm 2006 die Patenschaft für die Mozartrose an der St.Nikolai-Kirche, 2016. Foto: Privatbesitz

Erzählt von Christa Seger, aufgeschrieben von Uta Robbe

 „Vor etwa 40 Jahren sah ich den Küster der Ansgarkirche, wie er nach dem Gottesdienst eine angebrochene Rotweinflasche auf sein Fahrrad schnallte und sich verabschieden wollte“, erinnert sich Christa Seger. „Ist das der Rest vom Abendmahl?“, fragte sie den alten Mann. „Ja“, antwortete dieser. „Ich mag die Weinreste oder das Taufwasser, die doch für kirchliche Zeremonien genutzt wurden, nicht einfach in den Ausguss schütten.“ Er würde die Reste auf den Friedhof bringen und auf geweihtem Boden ausgießen. „Das hat mich sehr gerührt“, meint Christa Seger, die damals als Mitglied des Kirchenvorstandes in St. Nikolai tätig war und bei einer Zusammenkunft von dieser Praxis berichtete.

Dort zeigte man sich begeistert von der „respektvollen“ Entsorgung. Nach Befragung des Denkmalamtes, entschloss man sich ein Loch in die Kirchenmauer im Küsterraum hinter dem Altar zu bohren, ein Kupferrohr durchzuführen und ein kleines Becken anzubringen. Nun konnten Wein und auch Taufwasser nach draußen in ein halbrundes Beet geleitet werden, in dem, nach historischen Vorbildern, eine Rose angepflanzt wurde. „Doch Anfang der 1990er-Jahre war die Rose eingegangen, Brennnesseln und Melde überwucherten das Beet. Der Kirchenvorstand hatte zweimal gewechselt, der Küster war inzwischen pensioniert und die jetzt Verantwortlichen wussten von dem Beschluss nichts mehr oder hatten andere Sorgen“, erinnert sich Christa Seger. „Ich gehörte nach 25 Jahren auch nicht mehr dem Kirchenvorstand an. Doch jeden Tag, wenn ich zum Frauenwerk in die Kirchenstraße ging, kam ich an dem traurigen Anblick vorbei. Manchmal war ich resigniert, dann auch wieder ärgerlich. Bis ich eines Tages, als hätte ich den Hebel in mir umgelegt, zu der Erkenntnis kam: Ich kann doch was tun.“

2006 schrieb Christa Seger an den amtierenden Kirchenvorstand, erinnerte an die Idee und den Beschluss und bat um die Patenschaft für das Beet. „Ich bot mich an, den Boden auszutauschen, eine neue Rose zu pflanzen und zu pflegen solange ich dazu im Stande bin. Mein Cousin und Gärtnermeister Jürgen Wehrmann beriet mich bei der Auswahl der Rose, die an der windigen Ostseite der Kirche robust und widerstandsfähig sein sollte.“ Jürgen Wehrmann stiftete eine Mozartrose – im Mozartjahr, anlässlich seines 250. Geburtstages, eine wunderbar passende Idee.

Die Mozartrose in voller Pracht, 2012. Foto: U. Robbe, Privatbesitz

„Immer wenn ich das Beet vom Unkraut befreite oder Blüten wegschnitt, wurde ich von Passanten gefragt, ob ich keinen eigenen Garten hätte. Wenn ich dann die Geschichte der Mozartrose erzähle sind die Menschen überrascht und berührt und viele meinen: Man müsste eine Tafel mit der Geschichte der Rose an die Mauer anbringen, damit alle sie erfahren können. So etwas weiß man doch überhaupt nicht.“

Zwölf Jahre lang hat Christa Seger die Mozartrose gehegt und gepflegt, in heißen Sommern viele Gießkannenladungen Wasser geschleppt. Als Dank dafür erfreut die Rose Passanten jeden Sommer mit Hunderten von zartrosa Blüten. Mit ihrem 80. Geburtstag hat Christa Seger 2018 die Arbeit offiziell an ihre Nachfolgerin Helga Riemer übertragen.

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