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Die Färberei Junge

Fabrikgelände mit mehreren Bauten der Dampfschönfärberei und chemischen Reinigungsanstalt Otto Junge im Innenhof zwischen Berliner Straße und Königstraße. Im Vordergrund das Ufer der Krückau. Der hohe Schornstein und große Fabrikteile wurden 1999 abgerissen. Foto: E. G. Scholz, 1999

Die Frühgeschichte der Färberei Junge finden Sie hier.

1913 verließ Otto Junge jr. den Betrieb und Paul Junge oblag die schwere Aufgabe, die Firma durch den Ersten Weltkrieg und die Inflation zu führen. Er gliederte kurzfristig, von 1921 bis Ende der 1920er Jahre, eine Weberei an. Von den Bauern der Umgebung bezog er Schafwolle, färbte diese nach dem Verspinnen in allen Farben und ließ sie dann zu bunten Teppichen und Decken verweben. Der Verkauf erfolgte über die Außenstellen und half dem Geschäft finanziell über die Krisenjahre hinweg.

In der Folgezeit wuchs der Betrieb stetig an und eine weitere Vergrößerung der Reinigungsabteilung wurde erforderlich. Allerdings brachten der Zweite Weltkrieg sowie seine Folgen neue Erschwernisse, zudem Teile des Betriebsgebäudes durch Bombenabwurf schwer beschädigt wurden.

Paul Junge erwies sich auch in dieser Zeit als umsichtiger Firmenchef. Trotz der umfangreichen Aufgaben im Betrieb engagierte er sich mit großem Einsatz ehrenamtlich. Er war langjähriger Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Elmshorn. Für sein bürgerschaftliches Engagement erhielt er unter anderem das Bundesverdienstkreuz und die Verleihung der Ehrenbürgerschaft Elmshorn.

Sein Schwiegersohn, Paul Westphal, hatte bereits 1929 seine Lehre in der Firma Otto Junge absolviert und kam nach dem Krieg 1946 wieder in das Unternehmen zurück. Nach dem Tod von Paul Junge im Jahr 1958 übernahm er die alleinige Geschäftsleitung. Sowohl Westphals älteste Tochter Maren als auch sein Sohn Hans-Jürgen erlernten das Handwerk des Färbers und des chemischen Reinigers in dem Familienbetrieb. Während der Sohn sich selbstständig machte, übertrug Paul Westphal die Geschäftsleitung 1986 seiner Tochter. Ihr Ehemann, Uwe Kröger, war seit 1967 ebenfalls in der Firma tätig. Die neue Geschäftsführung baute die Wäscherei-Abteilung und das Filialnetz weiter aus. Auch Marens und Uwes Sohn Matthias Kröger war als gelernter Textilreiniger in fünfter Generation für das Familienunternehmen tätig.

Blick auf die Annahmestelle mit dem Schriftzug „Kleiderbad“ Ende der 1950er Jahre. Foto: StA Elmshorn

Anfang der 1990er Jahre stellten verschärfte Umweltgesetze und damit verbundene Auflagen nicht nur für die Reinigungsbranche eine zunehmend große Belastung dar. Die Firma Otto Junge investierte in modernste computergesteuerte Maschinen und nahm auch eine neue Nassreinigungsanlage in Betrieb. Diese reinigte die Textilien nicht, wie bis dahin üblich, in Lösungsmitteln, sondern deutlich umweltfreundlicher in Wasser. Die angebotenen Spezialdienste umfassten zu jener Zeit die Reinigung von Vorhängen, Oberbetten, Schlafsäcke bis hin zur fachgerechten Pflege und Aufarbeitung von Abendgarderobe und Brautkleidern.

1999 wurde beim Abriss der alten Fabrikgebäude stark verseuchter Boden gefunden. Die Grundwasserbelastungen mit chloriertem Kohlenwasserstoff stellten sich als erheblich dar: 200 Milligramm (0,2 Gramm) pro Liter Grundwasser. Diese Bodenbelastung zählt zu den höchsten, die je in Schleswig-Holstein gemessen wurde. Der Bodenaustausch bis zu vier Metern Tiefe und vor allem der jahrelange kostenintensive Betrieb einer Aktivkohle-Filteranlage zur Grundwassersanierung führte 2006 zur Insolvenz des Familienbetriebs.

Die Gebäude der Färberei Otto Junge in der Königstraße 7-9 nach der Insolvenz 2006. Foto: E.G. Scholz
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