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„Heim & Nielsen“

Zwei Freunde gründeten vor knapp 120 Jahren in der Königstraße 52 ein Geschäft mit umfangreichem Sortiment. Auch nachdem Namensgeber Gustav Heim bereits nach weniger als 20 Jahren aus dem Geschäft austrat, blieb der Name „Heim & Nielsen“ bis zur Aufgabe des Geschäfts im Jahr 1988 bestehen. Neben dem Einzelhandel direkt in der Königstraße betrieben „Heim & Nielsen“ auch einen umfangreichen Großhandel für Firmen- und Industriekunden.

Bevor in der Königstraße 52 der Handel mit Eisenwaren begann, war hier die „Hutpresserei“ Heinrich Ludwig Haulsens ansässig. Tatsächlich handelte es jedoch bei seiner Ehefrau um diejenige, die als Putzmacherin tätig war. Da es ihr als Frau jedoch nicht gestattet war, als Geschäftsinhaberin zu fungieren, ist in dem Adressbuch von 1893 ihr Mann als Inhaber aufgeführt.

Im Juli 1900 übernahm der aus Apenrade in Dänemark stammende Georg Nielsen in der Königstraße 52 ein Eisenwarengeschäft. Dieses wurde bereits 1896 von Hermann Dressen gegründet und nach dessen Tod von seinem Bruder Hans weitergeführt, der es 1900 schloss. Zu Beginn des Jahres 1901 stiegt Gustav Heim in die Firma ein.

Heim und Nielsen kannten sich seit ihren Lehrjahren und sollen bereits früh Pläne einer gemeinsamen Selbstständigkeit geschmiedet haben. Der Eisenwarenhandel sprach mit seinem Sortiment nicht nur Handwerker an, sondern wurde von den beiden auch um Hausstandsdinge erweitert.

1900 gründete Georg Nielsen im zweistöckigen Gebäude in der Königstraße 52 ein Eisenwarengeschäft. Foto: Privatbesitz

In den Anfangsjahren von „Heim & Nielsen“ wurden in Elmshorn erst das Gaswerk (heute Buttermarkt) und später das Wasserwerk gebaut. Durch umfangreiche Lieferungen an Installateure und Betriebswerke auch anderer Orte wurde die Grundlage für das spätere Warenangebot der Firma gelegt. Dieses umfasste Röhren, Armaturen sowie einen sanitären Großhandel. In diesen Anfangsjahren nahmen Heim und Nielsen auch den Handel mit Metallen auf.

Seit 1903 befand sich das bis dahin gemietete Gebäude im Besitz der Herren Heim und Nielsen. Das Ladengeschäft ließen sie nach dem Kauf vergrößern. Weitere sechs Jahre später wurde das Haus abgerissen und auf demselben Grundstück der Königstraße 52 ließen Heim und Nielsen jenes Wohn- und Geschäftshaus errichten, das noch heute mit reich verzierter Fassade dort zu finden ist. Hinten an das Gebäude anschließend befand sich ein viergeschossiges Lagergebäude.

Das Geschäft „Heim & Nielsen“ beschränkte sich nicht nur auf den Vor-Ort-Verkauf in der Königstraße, sondern legte auch Wert auf den auswärtigen Vertrieb. Dies machte die Eisenwarenhandlung laut Georg Nielsen zu einer in Südwest-Holstein führenden Firma. Zu Beginn seiner Karriere besuchte Georg Nielsen den überwiegenden Teil seiner Kundschaft in- und außerhalb Elmshorns mit dem Fahrrad. Später waren bis zu vier Angestellte für den Außenhandel tätig und reisten als Vertreter durch das Land.

Seit dem 1. Juli 1915 führte Georg Nielsen die Geschäfte eigenständig, der Name „Heim & Nielsen“ blieb jedoch bestehen.

1928 trat Kurt Nielsen in zweiter Generation in die Firma ein. Hier arbeitete er ab 1935 als Prokurist und übernahm zum 1. Juli 1948 die Mitinhaberschaft. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der 1950er Jahre erweiterte sich auch das Angebot des Ladengeschäfts „Heim & Nielsen“: Neben Geschenkartikeln bot das Stammhaus in der Königstraße Porzellan, Glas und Steingut an. Im Juli 1959 trat der Enkelsohn des Firmengründers, Jens Peter Nielsen, in das Familienunternehmen ein. Zum Jahresbeginn 1970 wurde er Mitinhaber und übernahm wenig später die Leitung der Geschäfte.

Ausstellung der Firma „Heim & Nielsen“ im Saal der Gastwirtschaft „Elmshorner Hof“ am Damm, vermutlich in den 1920er Jahren. Foto: Sammlung IME
Heim & Nielsen“ in der Königstraße (Blickrichtung Bahnhof) während der Sturmflut 1963. Foto: E.-G. Scholz

Neben dem Verkaufs- und Lagergebäude in der Königstraße besaß die Familie Nielsen an unterschiedlichen Orten Elmshorns weitere Lager-, Verkaufs- und Kontorhäuser. Die Verkaufsräume waren je auf einen bestimmten Warenzweig des Unternehmens spezialisiert. Als im Oktober 1971 das Lager in der Königstraße 52 durch Brandstiftung zerstört wurde, konnte auf jenes in der Max-Planck-Straße ausgewichen werden. Nach einem erfolgten Umbau erweiterten die Nielsens ihre Geschäftsfläche in der Königstraße erheblich. In dem sich hier befindlichen Lager fanden sich fortan nur noch Haus- und Küchengeräte sowie Artikel des reinen Einzelhandels.

1986 zwangen gesundheitliche Gründe den Firmeninhaber Nielsen zur Übergabe des Eisenwarengroßhandels sowie des Heizungs- und Sanitärgeschäfts an der Max-Planck-Straße an die Firma „HeiSa“. Nach 88 Jahren gehörte der alte Familienbetrieb komplett der Vergangenheit an. Der rund 430 Quadratmeter große Laden in der Königstraße wurde in diesem Zusammenhang vermietet.

Bis zuletzt war das Geschäft mit Haushaltswaren wie Porzellan ständig steigend, jedoch der Umsatz mit Eisenwaren und Werkzeugen rückläufig. Nielsen führte dies „auf die vielen Bau- und Verbrauchermärkte zurück, die nicht zuletzt auch mit guten Parkmöglichkeiten ihre Kunden locken“. Allein 1987 hätten, so Nielsen, neun Geschäfte in der Art wie „Heim & Nielsen“ in Schleswig-Holstein geschlossen.

Das Schaufenster des Einzelhandelsgeschäfts „Heim & Nielsen“ mit vielfältigem Warenangebot, 1970. Foto: E.-G. Scholz
75 Jahre – 1901-1976 Heim & Nielsen“, Seite aus der Jubiläumsbroschüre. Sammlung IME
Seit 2004 können die Kund*innen nun in der Hausnummer 52 modische Textilien im Modegeschäft „Jeans Fritz“ erwerben. Foto: Teja Sauer 2020
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