Die strahlende Sonne über der Königstraße
Sie ist eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt: Die Sonnenuhr im Giebel des Hauses Königstraße 32. Golden prangt sie an der Spitze der Jugendstilfassade, erstrahlt kräftig im Sonnenlicht, hervorgehoben vom blauen Himmel des Nordens. Wie eine filigrane Brosche ziert sie Elmshorns Gewand und ist doch über allem Trubel der Fußgängerzone versteckt, geradezu unauffällig – ein echtes Schmuckstück der Stadt.
Hier befand sich die Buchhandlung und Buchbinderei von Daniel Feddersen jr., dessen Name auch an der Hauswand prangt. Im Erdgeschoss ist von der ursprünglichen Fassade nur noch das schmiedeeiserne Gitter mit dem Schriftzug „Gott mit uns“ erhalten.
Der kirchliche Bittspruch zeugt von dem tiefen Glauben der Familie. Bereits der 1836 in Deezbüll, in der Nähe von Tondern, geborene Vater Johann Daniel Feddersen lernte Buchbinder in Husum. Während seiner Lehrzeit wurde er zu den baptistischen Glaubensgrundsätzen bekehrt und in der damals schon bestehenden Gemeinde Schleswig getauft. Als Autodidakt betrieb er intensive Bibelstudien. Er siedelte sich nach seinen Wanderjahren 1864 in Elmshorn an. Zwei Jahre später gründete er hier eine baptistische Gemeinde, deren Ältester er bis 1889 war. Er leitete auch die Sonntagsschule der Baptisten. Im Elmshorner Adressbuch von 1893 ist Feddersen in der Schulstraße 38 mit einer „Buchbinderei, Galanteriewaarengeschäft und Papierhandlung“ genannt.
Der gleichnamige Sohn Johann Daniel Feddersen wurde 1866 in Elmshorn geboren und übernahm die Buchbinderei seines Vaters. Feddersen jr. führte den Betrieb zunächst in der Schulstraße fort, eröffnete um 1900 seine „Buch- und Kunsthandlung“ in der Königstraße 36 (heute „Optiker Schönberg“), bevor er dann um 1903 das aufwändige Jugendstilgebäude mit dem Balkon und der markanten Sonnenuhr in der Königstraße 32 errichten ließ.
Feddersens Geschäft ging übrigens später in die „Buchhandlung Hellmann“ über, später „Hellmann-Steffen“ (Königstraße 47). Unterhalb der Sonnenuhr wurde dann der Kunsthandel weitergeführt als „Haus der Geschenke“ zuerst von Frieda Lüders, später dann von deren Schwester Margarethe Wohlt.
Nur während des Zweiten Weltkrieges war das Geschäft geschlossen, danach wich kurzfristig „Salamander-Schlüter“ mit seinem Schuhverkauf in das Gebäude aus, bevor es wieder mit viel Kristall, Porzellan und Gemälden unter dem dort noch heute vorhandenen alten Kronleuchter als „Haus der Geschenke“ eröffnete. Wohlt führte es bis zu ihrem Tod im Jahre 1980. Sie starb im Alter von 77 Jahren.
Das Geschäft wurde geteilt. Es entstand das kleine Foto-Geschäft „Foto-Schnell-Service“ und einige Monate später, im Oktober 1981, eröffnete daneben im Haus Fritz Lucht die Sonnenapotheke als 13. in der Stadt und dritte in der Königstraße. Lucht übernahm als Mieter später auch die Fläche des Fotoladens und gab Anfang des Jahres 2010 seine Apotheke ab.
Seitdem führt sie Jörg Hoffmann, der bei der Umgestaltung der Verkaufsräume die Deckenhöhe wieder auf 3,50 Meter erhöhte, die Säule mitten im Raum sichtbar ließ und auch den historischen Lüster von D. Feddersen jr. mit in die moderne Ladentechnik integrierte.
Neuen Glanz erhielt auch die Sonnenuhr. Seit dem letzten Anstrich der Fassade 1982 hatte der Zahn der Zeit auch an der Uhr genagt. Das Gold blätterte langsam ab. Zudem mussten Fenster repariert und Teile des Mauerwerks saniert werden. Gerade das Vergolden der Uhr ist für die Handwerker eine fachliche und für die Hausbesitzer eine finanzielle Herausforderung.
Doch das Gebäude ist immer noch im Familienbesitz und die Nachfahren des Erbauers stehen zu ihrem Erbe. Es wird erhalten.
„Das Vergolden ist eine alte Handwerkskunst, die wir beherrschen. Es ist aber immer etwas Besonderes“, sagte der 2010 beauftragte Malermeister Uwe Springer aus Kölln-Reisiek. „Die Arbeit sei recht zeitaufwändig, denn der Untergrund müsse entsprechend hergerichtet, spezielles Blattgold für außen aufgetragen und danach noch poliert werden. Über Preise spricht Springer nicht, verrät nur, dass solche Arbeiten wegen des Materials und des Zeitaufwandes ‚kein billiges Vergnügen sind‘“.