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Musikalienhandlung Hell

Anders als heute war bis in die 1920er Jahre Musik noch kein ständiger Begleiter des Alltags. Wer Musik hören wollte, musste selbst spielen oder jemand anderem dabei zuhören. Hausmusik mit einer Vielfalt von Instrumenten war üblich.

Die Instrumentenmacherfamilie Hell war über Jahrzehnte für erstklassige Musikinstrumente weit über Elmshorn hinaus bekannt und betrieb ihre Musikalienhandlung in der Königstraße 24. Heute zählen gut erhaltene Pianos, Harmonien sowie Violinen von Franz Hell zu begehrten Auktionsartikeln im Internet mit weltweiten Standortadressen.

Blick in Richtung Holstenplatz, das Gebäude der Musikalienhandlung Hell (links) wurde um 1880 gebaut. Das Haus enthielt im Erdgeschoss einen großen Laden mit Kontor.155 Das Nachbarhaus ist die Nummer 22, das nächste Gebäude Nummer 24 (früher „Café Koch“) – dazwischen befindet sich die heutige Ladenstraße. Postkarte mit Stempel vom 3.10.1900, Sammlung IME

Das Geschäft mit Werkstatt wurde 1867 von Musikalienhändler Franz Hell gegründet. Sein Sohn Franz Friedrich Adolph Hell (1865-1940) führte das Geschäft fort. Er ist in den Elmshorner Meldeakten verzeichnet mit „Piano-Fabrikant“. Wie damals üblich erlernte wiederum dessen Sohn Franz Heinrich Adolf Hell (geb. 1896) ebenfalls den Beruf des Instrumentenmachers.

1943 legte ein Bombenangriff das Haus Nummer 24 in Trümmer und Hans-Hermann Allwardt errichtete 1954/55 einen Neubau. Zu einem alteingesessenen Fachgeschäft entwickelte sich hier das Sport- und später auch Modegeschäft Hetze. Kurt Hetze gründete sein Sportgeschäft bereits 1924 in Chemnitz, kam durch die Kriegswirren nach Elmshorn und erhielt bereits 1947 die Konzession zur Eröffnung eines Sportgeschäftes, zunächst in der Königstraße 19.

Nach dem Umzug in den Neubau führte er gemeinsam mit seinem Sohn Rüdiger in der Königstraße 24 und zeitweise in der Ladenstraße ein Sportgeschäft. Nach dem Tod seines Vaters 1969 führte Rüdiger Hetze – ab 1972 gemeinsam mit Ehefrau Ilse Hilde­gard – sowohl das Sportgeschäft mit der Spezialisierung auf den Tennissport als auch das Modegeschäft Hetze direkt an der Königstraße gelegen. Wachsender Konkurrenz- und Preisdruck und über 13 Einbrüche führten 1993 zur Schließung des Tennis-Fachgeschäftes und vier Jahre später nach fast 50 Jahren auch zum endgültigen Ende des Modehauses.

In dem nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Nachkriegsbau mit der Nummer 24 befand sich 1982 das „Modehaus Hetze“. Foto: Rainer Jatsch-Kösling
Anzeige aus dem Elmshorner Adressbuch 1896. Der letzte Eintrag für die Musikalienhandlung Franz Hell findet sich im Adressbuch von 1929.
Cajun-Akkordeon mit Herstellerangabe „Franz Hell Instrumentenmacher Elmshorn“. Im Rahmen des Projektes „773 Schritte durch die Zeit“ spendete „Musik-Hofer“ das Akkordeon dem Industriemuseum Elmshorn. „Musik-Hofer“ wurde 1956 von dem Akkordeonbauer Alfred Hofer am Alten Markt gegründet, zog wenig später an den Flamweg 5 und ist heute die einzige Musikfachhandlung in Elmshorn. Foto: Teja Sauer, Sammlung IME
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