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300 Jahre Schlachterei

Viele Elmshorner Einzelhandelsbetriebe befanden sich seit Generationen im Familienbesitz, nur wenige existieren noch heute. Oftmals ging das Ladengeschäft als Ergänzung aus einem Handwerksbetrieb hervor. Ein Beispiel dafür sind die Schlachtereien.

Das Schlachtergewerbe hier im Ort erhielt erst 1844 die Amtsgerechtigkeit. Bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde der Zusammenschluss von Handwerksmeistern Amt oder Zunft genannt. Das „Elmshorner Schlachteramt“ setzte sich aus 25 Amtsmeistern zusammen. Einer von ihnen war Georg Kleemann, der in der Königstraße 53 eine Schlachterei betrieb. Vermutlich existierte der Vorgängerbetrieb bereits seit 1670 und wurde dann 1780 von Johann Georg Kleemann erworben.

1820 zog der Schlachtermeister Georg Kleemann (geb. 1800) aus Württemberg nach Elmshorn, er soll aber mit den Elmshorner Kleemanns nicht verwandt gewesen sein.

Zehn Jahre später, im April 1830, heiratet Georg Kleemann die Tochter Anna (geb. 1801) des Johann Georg Kleemann und übernahm die familieneigene Schlachterei.

Das „Mode-Eck“ und die „Schlachterei Stark“ im Mai 1964 kurz vor dem Abriss des Gebäudes. Hier in der Königstraße 53 führte die Vorgängerfamilie Kleemann die Schlachterei über mehrere Generationen. Links neben dem Eckhaus ist Streckers Gang. Foto: E.-G. Scholz

Nach dem Tod Georg Kleemanns übernahm der Sohn Heinrich Christian (1835-1913) den Schlachterbetrieb. Er heiratete 1879 in zweiter Ehe Anna Johanna geb. Inselmann und brachte zwei Kinder mit in die Ehe. Sein ältester Sohn Johann Georg Kleemann übernahm 1901 die Schlachterei und führte die Familientradition fort. Das jüngste Kind Christian Kleemann schlug eine andere Laufbahn ein und war später als Bankbevollmächtiger (Bankkaufmann) tätig. Er wurde auch als Amateurfotograf in Elmshorn bekannt.

Der Schlachtermeister Heinrich Christian Kleemann mit seiner zweiten Frau Anna Johanna und den Kindern Johann Georg, Anna Margaretha Catharina (aus erster Ehe) und dem gemeinsamen Sohn Christian. Foto: Vereinigung für Familienkunde Elmshorn

Georg Kleemann verkaufte 1938 die Schlachterei an Johannes Koopmann, der jedoch im Zweiten Weltkrieg verstarb. Seine Witwe führte das Geschäft bis 1951 alleine fort und heiratete dann den Schlachtermeister Arnold Stark. Beide führten gemeinsam die Schlachterei in der Königstraße 53 weiter. Im Oktober 1964 wurde das Gebäude abgerissen, nach fast 300 Jahren endete hier die traditionelle Wurst- und Fleischwarenherstellung.

Der Sohn Christian Kleemann (1882-1942) war begeisterter Amateurfotograf. Diese Fotoaufnahme von ihm zeigt die Überschwemmung des Kleemannschen Gartens in der Königstraße 53 durch Hochwasser der angrenzenden Krückau um 1900. Foto: Christian Kleemann, Vereinigung für Familienkunde Elmshorn

Abriss des Eckgebäudes Königstraße 53 im Oktober 1964. Hier entstand der Neubau für den „Deutschen Supermarkt“. Heute ist hier die „Trendbox“ mit Damenmode und Schmuck zu finden. Foto: E.-G. Scholz

Der „Deutsche Supermarkt“ kurz vor der Eröffnung im Jahre 1966 in der Königstraße 53. Ziel der Kette war es, trotz der noch herrschenden Preisbindung günstiger als die Konkurrenz zu sein. Der „Deutsche Supermarkt“ war eine Kette des kanadischen Weston-Konzerns und das Elmshorner Selbstbedienungsgeschäft war die 137. Filiale in der BRD. Das Geschäft warb mit 350 qm modernster Verkaufsfläche, einer automatischen Eingangstür und der hauseigenen Schlachterei.269 Die vier oberen Stockwerke in dem Neubau wurden von dem Elmshorner Finanzamt bezogen, da die Räumlichkeiten in der Moltkestraße nicht mehr ausreichten.
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