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Feinmechanik und scharfe Sicht

Menschen mit einer Sehschwäche suchten vor 1900 in den Elmshorner Adressbüchern vergeblich nach Hilfe: weder Brillenmacher noch Optiker sind zu finden. Aber auch in der Krückaustadt gab es zu dieser Zeit Brillen zu kaufen, die seit dem 17. Jahrhundert als Kneifer auf der Nase getragen und schließlich mit Bügeln auf den Ohren gehalten wurden. Da es in Elmshorn keine Zunft der Brillenmacher gab, konnten Brillen unter anderem von fahrenden Händlern oder bei den Uhrmachern gekauft werden.

Neben Adolf von Pein (Mühlenstraße 20) und Ferdinand Lux (Alter Markt 12) war Emil Roepstorff in der Königstraße 36 im Adressbuch von 1896 als Uhrmacher eingetragen, 1900 aber dann unter der neuen Rubrik „Optiker“ zu finden.

Im 19. Jahrhundert wurde die Uhr durch Serienherstellung zum Massenfabrikat. Die Zahl der Uhrmacher stieg an. Sie stellten jedoch keine Uhren mehr selbst her, sondern das Handwerk verlagerte sich auf Handel, Pflege und Reparatur. Zu den Uhren kam das Geschäft mit Brillen, Gold- und Silberwaren hinzu.

Nach dem Uhrmachergeschäft zog für wenige Jahre die Buch- und Kunsthandlung Daniel Feddersen ein.

Das zweite Geschäft auf der rechten Seite ist die Nummer 36 und zeigt über dem Schaufenster den Schriftzug „C. E. Roepstorff Goldschmied“. Um 1900 inserierte Roepstorff aber auch als Uhrmacher, Optiker und Gold- und Silberwarenfabrik. Rechts vor dem Haus die Einbiegung in Drückhammers Gang. Foto: StA Elmshorn

Nach dem Umzug von Daniel Feddersen in die Königstraße 32 eröffnete um 1910 Optiker Emil Schönberg sein Geschäft in der Königstraße 36.

Optiker Schönberg

Die ersten Elmshorner Adressbucheinträge für Optiker finden sich ab dem Jahre 1900. Einer von fünf Optikern war Emil Schönberg (1871-1941), sein Bril­lengeschäft existiert bis heute unter dem Namen „Optiker Schönberg“.

Werbeanzeige in der Elmshorner Zeitung 1898

Der 1871 in Hamburg geborene Carl Friedrich Emil Schönberg erlernte wie sein Vater den Beruf des Optikers. Am 29. Mai 1897 heiratete er die Elmshornerin Johanna Elisabeth Dorothea Till und siedelte nach Elmshorn um. Ein Jahr später gründet er sein Optikergeschäft in der Königstraße 41 in der ersten Etage. Im Erdgeschoss hatte sein Vermieter Vollbehr einen Buchdruckverlag und gab auch die „Elmshorner Zeitung“ heraus.

Emil Schönberg wechselte kurze Zeit später in die Schulstraße 19 und verlegte um 1910 sein Geschäft mit der Werkstatt an die heutige Adresse in der Kö­nigstraße 36. In Familientradition erlernte sein 1898 geborener Sohn Hans ebenfalls den Optikerberuf und übernahm den Betrieb. Nach seinem frühen Tod 1945 führte seine Ehefrau Minna zehn Jahre lang das Geschäft weiter.

Um 1910 zieht der Optiker Emil Schönberg (vermutlich oben im Fenster zu sehen) in die Königstraße 36. Foto: Privatbesitz
Die Kinder von Emil Schönberg: Hans, Margarethe und Käthe, Aufnahme um 1906. Foto: Privatbesitz

Mit der Geschäftsübernahme durch Gerd Twesten endete die Familientradition, aber der Name „Optiker Schönberg“ blieb. Seit 2007 ist Marc Peters Inhaber und eröffnete in diesem Jahr (2020) ein zusätzliches Geschäft in Glückstadt – ebenfalls unter dem Namen „Optiker Schönberg“.

Rechts am Bildrand „Optiker Schönberg“, Blick in Richtung Alter Markt. Auf dieser Aufnahme von 1964 beherbergt das Haus im Erdgeschoss in der linken Hälfte ein Schmuckgeschäft. Foto E.-G. Scholz
Auch nach über 110 Jahren können die Elmshorner*innen hier in der Königstraße 36 bei „Optiker Schönberg“ ihre Brille kaufen. Foto: E.-G. Scholz

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