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Mode am Drückhammers Gang

In der Königstraße 34 befindet sich heute eine Filiale der Optikerkette „Apollo“. Da Brillen zwar vorrangig als Sehhilfe dienen, jedoch durchaus auch als modisches Accessoire genutzt werden, lässt sich eine Brücke schlagen zu den vorangegangenen Ladenbetreiber*innen. Denn über Jahrzehnte konnten Elmshorner*innen an dieser Stelle der Königstraße Kleidung erstehen.

Bevor Konrad Drückhammer in der Königstraße 34 sein Modegeschäft eröffnete, war in dem Gebäude die Bonbonfabrik von H. Warncke ansässig. Die Querstraße, von der Königstraße zum Probstenfeld, ziert eine Plakette mit dem Namen „Drückhammers Gang“. Das Schild weist auf die Familie hin, die hier in ihrem Haus in der Königstraße 34 ein Geschäft für Herren- und Damenwäsche sowie Miederwaren und Kurzwaren betrieb: Die Drückhammers.

Bereits vor dem Tod Konrad Drückhammers 1949 war seine Tochter Olga (1985-1979), verheiratete Nickel, Teilinhaberin des Familiengeschäfts. Nach dem Ableben des Vaters übernahm Tochter Erna (1893-1975), verheiratete Blauer, die bis dahin als Lehrerin arbeitete, die Geschäftsführung gemeinsam mit ihrer Schwester. 1967 verkauften sie das Haus in der Königstraße 34.

Zwei Schaufenster preisen die Modewaren Konrad Drückhammers an, 1911. Foto: Privatbesitz
Anzeige aus dem Elmshorner Adressbuch 1911. Sammlung IME

Alwine Drückhammer (1865-1951) mit ihren Kindern Erna (1893-1975), Wilhelm (1897-1918) und Olga (1895-1979). Foto: Privatbesitz

Bernhard Hanssen eröffnete bereits im frühen 20. Jahrhundert im Flamweg 3 sein erstes Textilgeschäft. Sein Enkelsohn Peter Lund sollte später das Gebäude der Schwestern Drückhammer in der Königstraße kaufen und hier „Hanssen für die Dame“ eröffnen.

Peter Lund, Einzelhändler mit Leib und Seele, noch immer aktiv engagiert in der „Initiative Elmshorn“, erinnert sich:

Unmittelbar gegenüber dem Geschäft von Drückhammer (rechts) eröffnete 1928 das Modehaus „Gustav Ramelow“. Foto: StA Elmshorn
Bereits die Drückhammers ließen erste Umbaumaßnahmen an der Hausfront vornehmen. Zur Querstraße (Drückhammers Gang) hin sind Schaufenster entstanden. Foto: E.-G. Scholz

„Die Königstraße war für mich als Einzelhändler eigentlich eine der besten Lagen, was sie wahrscheinlich heute auch noch ist. Aber unser Geschäft hatten wir am Flamweg und wir waren im Laufe der Zeit sehr froh, dass wir in der Königstraße ein Gebäude kaufen und beziehen konnten, wo wir uns so ausbreiten konnten.“

Peter Lund wurde 1935 in der Nähe der Nikolaikirche geboren. 1941 kam er in die Schule, konnte 1945 aufgrund der Kriegsgeschehnisse nicht direkt auf das Bismarck-Gymnasium wechseln. Das lag unter anderem daran, dass das Schulgebäude als Lazarett umfunktioniert worden war. Erst im Februar 1946 kam er auf ein Gymnasium. Dort war er zusammen mit 60 Jungen in einer Klasse. Mit 14 ging er nach Flensburg, um eine Lehre zu machen. Den benötigten Anzug bekam er aus einer „Stoffreste-Kiste“ aus dem Geschäft seines Großvaters.

Kurz nach der Lehrzeit erhielt der junge Lund die Nachricht vom Tod seines Großvaters und machte sich unverzüglich auf den Weg nach Elmshorn. Hier wurde er mit 18 Jahren Geschäftsführer im ehemaligen Laden seines Großvaters am Flamweg. Zum damaligen Zeitpunkt beschäftigte Herr Lund einen Mitarbeiter. Bei der Buchhaltung erhielt Peter Lund die Unterstützung seiner Mutter. Irgendwann war die Ladenfläche am Flamweg zu klein – und so zog das Geschäft in die Marktstraße 10 um.

Der Name „Hanssen für den Herrn“ wurde erst ins Leben gerufen, als Lund ein zweites Geschäft in der Königstraße erwarb und es „Hanssen für die Dame“ nannte. Das zweite Geschäft erwarb er 1967 von den beiden Geschäftsführerinnen Frau Nickel und Frau Blauer. Nachdem eine Menge Geld und Zeit in die Renovierung des Gebäudes gesteckt wurden, passte es auch bildlich in die stetig modernisierte Königstraße. Die Mitarbeiter*innen des Geschäftes „Drückhammer“ wurden alle übernommen. Das kam auch Peter Lund zugute, da das Personal seines Herrengeschäfts nicht auf Damenkleidung spezialisiert war.

1989 schloss das Damengeschäft in der Königstraße. Als Nachfolger eröffnete eine belgische Modefirma hier eine Filiale für Damenbekleidung. Bis heute befindet sich das Wohn- und Geschäftshaus im Besitz der Familie Lund. Die Geschäftsräume sind an die Optikerkette „Apollo“ vermietet. Unter dem Namen „Hanssen for men“ finden Elmshorner bis heute in der Marktstraße 10 modische Herrenbekleidung, mit dem neuen Namen wechselte 1996 auch der Inhaber.

Neueröffnung am 30. Mai 1968 nach umfangreichen Umbaumaßnahmen. Während „Hanssen für den Herrn“ in den ersten Jahren über die Mittagszeit geschlossen wurde, blieb „Hanssen für die Dame“ in der Königstraße von morgens bis abends geöffnet. Foto: E.-G. Scholz

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